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Piraterie-Webseiten schaden Manga-Industrie – Zensuren gefordert

Die meisten Jugendlichen kaufen sich ihren Manga Online oder ganz klassisch im Einzelhandel. Gerade aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und Globalisierung können heute Mangas aus aller Welt versendet werden. Das macht es den Publishern besonders praktisch, da sie Mangas auch Online vertreiben können. Dank den immer weiter verbreiteten eBooks werden Mangas somit auch immer öfters Online gelesen. Zuletzt sank die Zahl der Verkäufe von Mangas und Manga-Zeitschriften als Print-Medium unabhängig des Faktors, dass populäre Serien in den letzten 12 Monaten abgeschlossen wurden. Immer mehr Jugendlichen sind mit ihren Smartphones unterwegs und können nun problemlos auch unterwegs ihre Mangas lesen. Nach den neuesten Zahlen des Research Institute for Publications wuchs die Zahl der Verkäufe von Digitalen Comics 17,2 % auf ca. 171 Milliarden Yen (rund 1,3 Mrd Euro)

Doch mit der Digitalisierung kam für Manga-Publisher und Mangaka ein weiteres Problem hinzu, welches es davor nicht gab. Während sogenannte “Scans” – also das Einscannen von Zeitschriften und Manga-Büchern, um in Internet-Foren für anderen Fans diese zur Verfügung zu stellen noch vor vielen Jahren nur auf vereinzelte Leuten zutraf, entwickelte sich das ganze heute zu einem knallharten Geschäft, in dem sich diverse Webseiten sich untereinander mit den meisten Illegal-hochgeladenen Manga-Seiten um die Besucherzahlen streiten. Wenngleich auch wenige Webseiten damit propagieren, die Leser sollen den Manga kaufen wenn er ihnen gefällt – eine genaue Zahl wie oft das wirklich zutrifft oder ob sich überhaupt jemand an so einem “Kodex” hält, ist nahezu gar nicht bekannt.

Sinkende Einnahmen, wenig Alternativen

Viele Mangaka fühlen sich damit hinters Licht geführt und verletzt. Zuletzt im Jahre 2010 Yana Toboso des Mangas Kuroshitsuji (Black Butler). Laut ihrer Aussage appellierte sie an die eigenen Fans und sprach davon, dass das Herunterladen von Mangas vergleichbar sei, wie das nicht bezahlen einer Rechnung in einem Restaurant oder das Begehen von Ladendiebstahl. Auch fügte sie hinzu, dass beispielsweise Synchronsprecher und andere Creators ihren Lebensunterhalt durch den Verlust verlieren würden.

Hinzugefügt sei auch der Schaden durch Westliche Fans, die ihre eigene Übersetzung für die damals ohnehin spärliche Verfügung an Übersetzungen kreierten. Mit dem durchsetzenden Internet war die Vertreibung und das Verteilen dieser Übersetzungen kein Problem mehr. Doch in der Vergangenheit gab es bereits von einigen Künstlern wie Ken Akamatsu und Shuho Sato Unternehmungen, ihre Werke im Internet kostenlos zur Verfügung zu stellen. Doch ähnlich wie im Vergleich zu konventionellen Manga-Publikationen, kann man hier nur schwer bis kaum mögliche Monetarisierungen finden, um Illegale Downloads zu kompensieren.

Manga-Piraterie-Webseite in den Top 25

Auf Platz 25 der meist besuchtesten Webseiten in Japan handelt es sich um eine, die Illegal Mangas kostenlos zur Verfügung stellt. Noch im März 2018 konnte diese insgesamt 174 Millionen Besucher anlocken und die Zahl steigt Monat für Monat. Seitens der japanischen Regierung und der Verläge gab es zwar Planungen, gegen diese Piraterie vorzugehen – doch bis heute ist leider noch nichts passiert.

Die in Tokio ansässige Gruppierung “Manga Japan” zeigte sich besorgt und sprach davon, dass der Manga-Industrie durch die Piraterie so geschadet werden, dass sie untergehen könnte. Obwohl es einige Dienste gibt, die für Fans auch Mangas kostenlos zur Verfügung stellt, werden Verläge und Künstler durch Lizenzgebühren entschädigt. Bei diesen Webseiten ist dies nicht der Fall – und es entsteht ein Schaden.

Laut der Gruppe ist es diesen sogenannten Webseiten auch völlig egal, ob die Industrie und die Schöpfer der jeweiligen Manga-Reihen Schaden davon tragen. Oft dreht es sich bei ihnen nur um das Geld.

Gleichzusetzen wäre es auch hierzulande mit Anime-Streaming-Webseiten: Sie zeigen sich zwar von ihrer besten Seite – werben mit Null Werbung – oder vermitteln dem User, dass durch das bereitstellen von Englischen statt Deutschen Untertiteln gegen keine Urheberrechten oder dergleichen verstoßen wird – oder den “Spenden dienen einem guten Zweck” – doch sind diese jedoch meist simpel gestrickt und unterscheiden sich nicht groß von anderen Piraterie-Seiten. Auch sie verdienen sehr viel Geld, welches die Publisher niemals sehen werden.

Laut einer Untersuchung von 2014, die von dem japanischen Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie in Auftrag gegeben wurde, könnte der Schaden im heimischen Manga-Markt 50 Milliarden Yen (378 Mio. Euro) erreicht haben. Vergleichsweise der Schaden in den Vereinigten Staaten fiel sogar noch höher aus: 1,3 Billionen Yen (9,8 Milliarden Euro) könnten nach Schätzungen an Schaden verursacht worden sein.

Rechtliches zu Manga-Piraterie

Für vielen Menschen ist es normalerweise klar, dass das hochladen von Mangas Illegal und ein Verstoß gegen das Urheberrecht ist. Doch so ganz einfach ist das dann doch wieder nicht. Aber warum eigentlich nicht? Die Frage lässt sich sehr einfach beantworten: Das Material wird oft nicht auf der Webseite direkt hochgeladen, sondern verlinken lediglich zu anderen Seiten. Diese schreiben selbst, dass sie gegen keine Urheberrechte verstoßen, weil das Material nicht auf dem eigenen Server hochgeladen wurde. Noch viel schwieriger wird es den Besitzer dieser Server zu ermitteln.

Nicht selten liegen diese Server in anderen Ländern, in denen eine Strafrechtliche Verfolgung nur sehr langsam oder nahezu unmöglich wäre (Russland, Kokosinsel). Vor allem werden die Server gerade deshalb auf diesen Ländern betrieben, da diese bzw. dessen Behörde keine Zusammenarbeit hinsichtlich Justiz betreiben. Ein weiterer Schlag in das eigene japanische Urheberrecht macht die genaue Definition bei einem Verstoß: Diese betrifft demnach theoretisch nur das herunterladen von Musik und Videos – nicht aber Bilddateien.

Im Jahre 2012 wurde zwar ein verschärftes Gesetz zur Piraterie in Japan erlassen – wurde aber für die eigene Formulierung genauso scharf kritisiert. Diese richten sich speziell gegen diejenigen, die sich “im Wissen” Dateien herunter lade. Da aber oft nahezu alles aus dem Web heruntergeladen wird und ein nicht-technisch-affiner Nutzer schlecht zwischen “legal” und “illegal” unterscheiden könnte, wirkt das neue Gesetz eher als Placebo-Effekt.

Soweit in der Theorie – doch in der Praxis gab es auch schon ganz andere Fälle. So verhaftete die japanische Polizei mehrere Personen, weil sie (Download-)Links zu Material zur Verfügung gestellt haben, welche gegen das Urheberrecht verstoßen. Absolut sicher können sich also Webseiten-Betreiber somit nicht sein, da auch hier die japanischen Behörden ihnen einen Strich durch die Rechnung machen könnten – wie gesagt, könnten.

Die japanische Regierung ist sich bemüht, Aufklärungsarbeiten zu betreiben und das in Zusammenarbeit mit China und Südkorea. Doch der Erfolg dieser Aufklärungen lässt sich bislang nicht messen. Man appelliert weiterhin auf die Vernunft der Manga-Leser, da das herunterladen von Mangas die Schöpfer und der Manga-Industrie nachhaltig schaden.

Internet-Zensur gegen Piraterie-Webseiten

Erst in diesem Monat (April 2018) forderte die japanische Regierung die Internetprovider auf, sogenanntes Site-Blocking zu implementieren. Ziel ist es, dass es Usern nicht mehr ermöglicht werden sollen, diese Piraterie-Webseiten zu besuchen. Das Treffen für japanische Maßnahmen gegen Verbrechensbekämpfung solle noch in diesem Monat darüber debattieren.

Obwohl die Debatte also demnächst in Japan angestoßen wird, verbietet das japanische Gesetz Artikel 21 Absatz 2, dass eine Zensur stattfindet.

Somit könnte es also schließlich eine weitere politisch Inhaltsleere Debatte sein, die nichts anderes als dafür sorgt, dass die japanische Manga-Industrie weiterhin ausblutet.

Habt ihr euch schonmal Gedanken darüber gemacht? Kauft ihr euch eure Mangas noch immer in Papier-Form oder auch schon digital? Wir hoffen, dass es noch lange Mangas und Animes geben wird die wir uns anschauen können, egal in welcher Form.

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